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Erdeinbruch nach Geothermie­ Bohrung

Kamen Im Rahmen einer Geothermie - Bohrung zur Nutzung von Erdwärme kam es in Kamen - Methler im Ortsteil Wasserkurl am Donnerstag den 09.Juli 2009 zu einem Erdeinbruch. Aus bislang ungeklärter Ursache brach in einer Wohnsiedlung an der Bohrstelle die Erde plötzlich ein. Dabei entstand ein Loch von etwa vier Metern Durchmesser und zwei Metern Tiefe.

Der Spezialbohrer einer Baufirma sackte ebenfalls in das entstandene Loch. Zudem bildeten sich um das Bohrloch herum Bodenrisse. Personen kamen bei dem Erdeinbruch nicht zu Schaden, allerdings wurden aus Sicherheitsgründen die umliegenden Anwohner, insgesamt 46 Personen aus 10 Häusern sofort evakuiert.


Nachdem sich bei einem an der Schadenstelle angrenzenden Wohnhaus das Garagentor nicht mehr öffnen ließ, alarmierte ein Anwohner die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Kamen. Als diese Risse in den umliegenden Gebäuden feststellte, forderte die Feuerwehr einen Fachberater und die technische Unterstützung des heimischen THW Ortsverband Kamen - Bergkamen an. Der Ortsverband Kamen - Bergkamen verfügt mit dem so genannten Abstützsystem Holz (ASH) und dem Einsatzgerüstsystem über eine umfangreiche Ausstattung zum Abstützen von Einsturzgefährdeten Bauwerken. Den Kamener THW "lern wurde schnell klar, dass zusätzliche Hilfe und weitere Spezialisten mit Ausstattung benötigt wird. In Abstimmung mit der Einsatzleitung der Freiwilligen Feuerwehr Kamen werden zusätzliche THW Kräfte aus ganz NRW alarmiert. Darunter auch mehrere Bauchfachberater des THW "s, die die vor Ort befindliche Einsatzleitung bei den zu treffenden Maßnahmen unterstützten. Die Alarmierungen der einzelnen THW Einheiten erfolgt über die Geschäftstelle Dortmund.

Die Freiwillige Feuerwehr Kamen unter der Leitung des Stadtbrandmeisters, Brandoberamtsrat Rainer Balkenhoff und dem stellv. Stadtbrandmeister, Stadtbrandinspektor Armin Gartmann baute unterdessen Ihre Führungsstrukturen auf einem anliegenden Bauernhof auf. Von dort wurde der gesamte Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr und des Technischen Hilfswerk geleitet. Unterstützt wurde die örtliche Einsatzleitung der Feuerwehr mit dem Einsatzleitwagen II der Feuerwehren im Kreis Unna.

Die vom THW zur Verfügung gestellten Baufachberater wurden durch die Freiwillige Feuerwehr in die Schadenslage eingewiesen. Unter Leitung von Holger Hohage aus dem Ortsverband Witten wurde zügig mit der Bewertung der Bauwerke begonnen. Auch hier wurde schnell klar, dass aufgrund der hohen Anzahl von beschädigten Gebäuden, zusätzliche Hilfe benötigt wird. In Abstimmung mit der Einsatzleitung der Freiwilligen Feuerwehr, werden weitere Baufachberater aus ganz NRW alarmiert.

Darüber hinaus wird der THW Ortsverband Remscheid mit dem im THW entwickelten Einsatzsicherungssystem (Electronic Safty System) alarmiert. Mit dieser THW Entwicklung ist eine schnelle Bewertung von einsturzgefährdeten Bauwerken möglich. Das System ist bereits in der Vergangenheit mehrmals erfolgreich im Einsatz gewesen (z. B. Bad Reichenhall). Des Weiteren erfolgt die Bewertung der Häuser über das so genannte Crack Distance Monitoring. Hier werden an Gebäuderissen zwei Kunststoffplättchen befestigt, in deren Mitte eine Skalierung eingelassen ist. Dadurch werden auch nur kleine Veränderungen für die im Einsatz befindlichen Baufachberater ersichtlich. Die Rissmonitore wurden während der gesamten Einsatzdauer in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Die gewonnen Daten wurden IT gestützt abgelegt.

Die nachfolgenden Untersuchungen der THW Baufachberater ergaben schließlich, dass elf Häuser in der Umgebung von Bauschäden betroffen waren. Das Wohnhaus an der Afferder Strasse Nr. 8 galt als besonders schwer beschädigt und ist bis auf weiteres nicht bewohnbar.

Jetzt mussten schnell Entscheidungen getroffen und Maßnahmen ergriffen werden. Für den THW Part koordinierte der Fachberater Martin Panenberg aus dem OV Kamen - Bergkamen die möglichen Einsatzaufträge für die Einheiten des Technischen Hilfswerks.

Das ESS zeigte deutliche Verformungen vom an der Bohrstelle angrenzenden Neubau und vom Haus Nr. 8 im Bereich der Scheune und dem Hauptgebäude auf. Des Weiteren drohte die Ausmauerung des Giebels der Scheune in die Zuwegung zum Unglücksort zu stürzen. Hieraufhin wurden am Freitag die unteren Ausmauerungen mit Bohlen gesichert, die oberen Ausmauerungen entfernt und der Giebel mit Ankerstäben (AKS) ins Bauwerk zurückgeankert.

Am Freitag verfüllte ein Bauunternehmen den entstandenen Trichter nach der Bergung des Bohrgerätes mit mehreren LKW-Ladungen Schotter. Zu diesem Zeitpunkt war aufgrund der Standfestigkeit des Kraterbereichs ein Verfüllen des eigentlichen Bohrloches nicht möglich.

Bis auf das oben erwähnte CDM wurden die Arbeiten am Freitag eingestellt. Gegen 23.00 Uhr am späten Freitagabend zeigten sich neue Verformungen. Ein Baufachberatertrupp wurde erneut alarmiert.

Bei der Einsatzbesprechung am frühen Samstagmorgen wurden die weiteren Einsatzaufgaben an das THW mit übergeben:

- Sicherung eines gebrochenen Sparrens ( Neubau )

- Weiterführung der Giebelsicherung ( Hausnr.8, Bereich Scheune ) - Sicherung der Treppenhauswände mit dem Einsatzgerüstsystem (Haus 8, Bereich Scheune)

- Baustützensicherung im Erdgeschoss der Wohnbereiche (Hausnr.8) - Sicherung eines Mauerwerkspfeilers mit Korsage und Verspannung ( Haus 8 )

Die Freiwillige Feuerwehr unterstütze die THW Einheiten bei der Baustützensicherung und führte parallel zu den Sicherungsmaßnahmen des THW die Evakuierung der Wohnungsausstattung im hinteren Gebäudeteil durch. In den frühen Stunden des Sonntagmorgens wurden weitere Rissbildungen beobachtet, sodass die Arbeiten in den restlichen Nachstunden eingestellt wurden.

Am Sonntagmorgen wurden die Sicherungsarbeiten am Haus 8 mit Verschwertern der Baustützenreihen fortgesetzt und eine Giebelsicherung des Haupthauses mittels AKS durchgeführt. Des Weiteren wurde das Treppenhaus gesichert, sodass die Wohnungsausstattung des Haupthauses evakuiert werden konnte.

Gleichzeitig wurde mit der Sicherung des Giebels in Haus Nr. 4 begonnen, bei dem es in den Nachtstunden zu deutlichen Verformungen der Außenwand gekommen war. Die Sicherung wurde mit 2 Strebstützen je 10m und 2 Strebstützen je 5m des Abstützsystems Holz (ASH) durchgeführt. Hierbei wurden die THW "ler besonders durch einen vorstehenden Anbau gefordert. Der Aufbau der komplexen Holzkonstruktion dauerte bis in den Montagvormittag.

Aufgrund von neuen Verformungen der Traufwand des Hauses 6 wurde am Montag eine Sicherung der Traufwand im Bereich der Spiekerstraße mittels EGS durchgeführt und in den späten Nachmittagstunden eine Erkersicherung des Restaurants/Hotels als vertikale Abstützung begonnen. Die Fertigstellung dieser Maßnahme erfolgte am Dienstag mit dem Erstellen zweier Strebstützen.

Während des gesamten Einsatzes wurden viele weitere Bauwerke durch das THW begutachtet und ca. 120 Monitore angebracht und abgelesen.

Bei der abschließenden Einsatzbesprechung am Dienstagabend bedankte sich Bürgermeister Hermann Hupe und die betroffenen Anwohner bei den Einsatzkräften und Mitarbeitern der Stadtve

rwaltung für die hervorragenden Leistung und die sehr gute Zusammenarbeit aller im Schadensgebiet.

Die Restarbeiten wurden an der Erkerabstützung des Hotels gegen 21.00 Uhr fertig gestellt und der Einsatz wurde am Dienstagabend gegen 21.30 Uhr mit der Übergabe des Hotels an die

Bauaufsicht beendet.

Der CDM - Trupp setzte die Überwachung noch bis zum Mittwochvormittag im Auftrag der Bauaufsicht der Stadt Kamen fort, damit eine reibungslose Übergabe der Ergebnisse der CDM sichergestellt war. Durch eine vom Bauaufsichtsamt eingeschaltete Ingenieursozietät wurde bescheinigt, dass die Standsicherheit aller Wohnhäuser durch die Sicherungsarbeiten der Einsatzkräfte wieder sichergestellt wurde. Hie

raufhin konnte allen Besitzern ihre Bauwerke übergeben werden. Dieses ist aus fachlicher Sicht eine sehr hervorragende Leistung aller Einsatzkräfte.

Am Einsatz waren 19 Ortsverbände mit insgesamt 300 THW Helfern beteiligt. Die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen THW - Einheiten und mit der Feuerwehr, dem Deutschen Roten Kreuz, der Polizei und den Mitarbeitern der Stadt verlief zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten.

Ein großer Dank geht auch an alle Arbeitgeber, die die ehrenamtlichen Helfer für den Einsatz über mehrere Tage freistellten und natürlich an alle Familien!

Katharina Kaiser (OV Lünen)

Astrid Hohage (OV Witten)

Dieter Dreier (Redaktion THW LV Zeitung NRW)

Sebastian Diesner (OV Unna)


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